Als am 27.05.2019 um ca. 22:20 das Relegationsrückspiel zwischen Union Berlin und dem VfB Stuttgart abgepfiffen wurde, war amtlich, dass es in der kommenden Saison ein Hauptstadtderby in Berlin geben würde. Mit dem 0:0 an der Alten Försterei schaffte der Verein aus Ostberlin etwas, das es seit 42 Jahren nicht mehr gegeben hatte. Die Stadt Berlin hat wieder zwei Erstligisten. Damals hieß der zweite Verein neben Hertha BSC jedoch Tennis Borussia Berlin. Union, der Verein aus Köpenick, spielt zum allerersten Mal im Fußball-Oberhaus.
© Pixabay – Fußball im Stadion
Das Duell Hertha BSC gegen Union Berlin ist nicht neu. Das gab es bereits in der Saison 2012/2013 in der 2. Liga. Damals war Berlin die einzige europäische Hauptstadt ohne Fußballverein in der höchsten Spielklasse. Doch was bedeutet das für die Stadt Berlin, die beiden Vereine, die Fans und das Umfeld?
Die Rivalität zwischen den Vereinen
Man könnte davon ausgehen, dass sich wie bei fast allen Derbys, gerade innerstädtischen, die beiden Fanlager extrem ablehnend oder gar hasserfüllt gegenüberstehen. Aufgrund der Geschichte verhält sich dies in Berlin aber verhältnismäßig entspannt. Zu Zeiten des geteilten Deutschlands gab es zwischen den Vereinen sogar eine tiefe Freundschaft. Kein Vergleich zu Städten wie München, Hamburg oder auch dem Ruhrgebietsklassiker Dortmund vs. Schalke. Natürlich kühlte diese Freundschaft nach der Wende ab, da es ja nun auch sportliche Berührungspunkte gab. Kenner der Szene beschreiben das Verhältnis der beiden Vereine als rivalisierend, aber nicht verfeindet.
Wie unterscheiden sich die beiden Clubs?
Der finanzielle Vorsprung der Hertha ist signifikant. Der renommierte Verein aus dem Westen der Stadt plant mit einem Etat von 140 Millionen Euro. Der „kleine Bruder“ aus dem Osten hat gerade mal 40 Millionen zur Verfügung. Der Unterschied bei den Vereinsmitgliedern ist eher gering. Während die Hertha 36.000 Mitglieder aufweist, kann Union mit 27.000 dagegenhalten. Die Berliner Morgenpost hat auf Basis der Club-Mitglieder der beiden Vereine eine interaktive Fußballkarte erstellt. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Die Hertha regiert den Westen, Union den Osten Berlins.
Die Basis von Union Berlin aus Köpenick ist breit und die Verbundenheit zum Verein ist fast grenzenlos. Zum traditionellen „Weihnachtssingen“ in der Alten Försterei jährlich am 23. Dezember erscheinen stets über 20.000 Fans, deutlich mehr als ein durchschnittlicher Zweitligist zu seinen Heimspielen begrüßen darf.
Bei der Trikotnachfrage wird die alte Dame Hertha wahrscheinlich weiter vor Union liegen. Im vergangenen Jahr konnte der Aufsteiger Fortuna Düsseldorf beim Idealo Ranking einen gewaltigen Sprung von Platz 14 auf Platz 7 erreichen. Vielleicht schafft das auch Union?
© idealo – Die beliebtesten Fußball Trikots zum Saisonstart
In der Wahrnehmung der Fußballfans in Deutschland verkörpert die Hertha den etwas biederen, mitunter arroganten Verein aus dem Westen, während Union Berlin immer etwas alternatives, rebellisches anhaftet. Schon zu Zeiten der ehemaligen DDR waren viele Fans des Clubs der Stasi ein Dorn im Auge. Der Präsident von Union, Dirk Zingler, bezeichnete das Derby im November diesen Jahres kürzlich gar als Klassenkampf.
Das sportliche Duell
Nachdem die Hertha in der letzten Saison einen enttäuschenden 11. Platz belegt hatte, versucht man es in diesem Jahr mit einem neuen Trainer. Ante Covic löste Pal Dardai ab, der den Verein vier Jahre lang betreut hatte. Königstransfer ist sicherlich Dodi Lukebakio, der für 20 Millionen aus Watford gekommen war und letzte Saison für Fortuna Düsseldorf zehn Treffer erzielte.
Union Berlin geht nach einer überragenden Zweitligasaison in das zweite Jahr mit Coach Urs Fischer. Die prominenten Neuzugänge Marvin Friedrich, Anthony Ujah, Christian Gentner und Neven Subotic lassen hoffen, dass die kommende Saison nicht die letzte Saison wird mit zwei Berliner Vereinen im Oberhaus.
Die vorläufigen Termine für das Aufeinandertreffen von Union und Hertha stehen schon fest. Zwischen dem 01.11.2019 und 03.11.2019 findet das Spiel an der Alten Försterei statt. Das Rückspiel findet dann zwischen dem 20.03.2020 und 22.03.2020 im Berliner Olympiastadion statt. Gesichert sind die Termine allerdings noch nicht. Die bisherigen Aufeinandertreffen gingen übrigens wie folgt aus:
- 17.09.2010 – 1. FC Union Berlin 1 : 1 Hertha BSC (Stadion an der Alten Försterei · Zuschauer: 18.400)
- 05.02.2011 – Hertha BSC 1 : 2 1. FC Union Berlin (Olympiastadion · Zuschauer: 74.200)
- 03.09.2012 – 1. FC Union Berlin 1 : 2 Hertha BSC (Stadion an der Alten Försterei · Zuschauer: 16.800)
- 11.02.2013 – Hertha BSC 2 : 2 1. FC Union Berlin (Olympiastadion · Zuschauer: 74.200)